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Rückblick: 4. Interdisziplinäres Forum – Austausch und neue Weichenstellungen

23.10.2025
Teilnehmer:innen des 4. kea Forums zur Bekämpfung von Energiearmut sitzen um Tische herum und diskutieren.

Am 22. Oktober 2025 fand in Graz das jüngste Treffen des Interdisziplinären Forums Energiearmut statt. Über 40 Expert:innen, Organisationen und Praktiker:innen kamen auf Einladung der kea zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen und die wichtigsten neuen Weichenstellungen im Kampf gegen Energiearmut auszutauschen.

Auftakt mit Einblicken aus der kea

In ihrem Vortrag über aktuelle Entwicklungen wies Caroline Nwafor, Leiterin der kea, auf neuesten Studien der kea hin. Berechnungen der Österreichischen Energieagentur zeigen, dass trotz erheblicher öffentlicher Mittel bislang nur ein kleiner Teil in strukturell wirkende Maßnahmen fließt – Programme wie “Sauber Heizen für Alle” oder “Energiesparen im Haushalt” wirken, aber Österreich verfehlt seine Ziele bei der Endenergieeinsparung in vulnerablen Haushalten deutlich. Besonders im Bereich der thermischen Gebäudesanierung liegen die größten Potenziale für eine Trendwende – für die Zielerreichung braucht es jedoch zusätzliche Aktivitäten, um die Energieeffizienz in vulnerablen Haushalten erhöhen.

Abschließend verwies sie auf laufende kea-Initiativen: eine One-Stop-Shop-Pilotstudie in Kooperation mit den Bundesländern, ein Praxishandbuch und Weiterbildungsprogramm für qualitätsvolle Beratung durch EVU-Berater:innen, ein Dashboard zur übersichtlichen Darstellung der Energiearmutsentwicklung, sowie die Finanzierung von Pilotprojekten zur Bekämpfung von Energiearmut.

Bundesweite Entwicklungen im Fokus

Im zweiten Programmpunkt standen bundesweite Themen und politische Prozesse im Mittelpunkt:

  • Sarah Oberreiter (Energieministerium) stellte basierend auf dem ElWG-Begutachtungsentwurf den geplanten Sozialtarif für Strom vor. Dieser soll künftig für bestimmte energiearme Haushalte den Preis für Strom deckeln, bei allen Energieanbietern erhältlich sein und automatisch und ohne Antragstellung bei anspruchsberechtigten Haushalten ankommen. Der Gesetzesentwurf wird derzeit regierungsintern abgestimmt, bevor er dem Parlament vorgelegt wird.
  • Christina Veigl (E-Control) gab einen Überblick über die Kostenentwicklung im Strom- und Gasbereich. Durch das Auslaufen von Zuschüssen und die Wiedereinführung von Abgaben seien die Preissteigerungen derzeit besonders im Strombereich spürbar. Sie verwies auf die Erklärvideos der E-Control zu den Netztarifen und hob hervor, dass gerade die Gasnetztarife auch in Zukunft steigen dürften – u. a. durch die sinkende Zahl an Nutzer:innen aufgrund der Wärmewende. Damit werde auch das Thema Netzstillegung zunehmend relevant.
  • Valentin Wegerth (Finanzministerium) berichtete über den aktuellen Stand des Klima-Sozialplans. Bei der öffentlichen Konsultation im Juni gingen 66 Rückmeldungen ein, zwei Drittel davon aus dem NGO- und Verwaltungsbereich. Häufig genannte Maßnahmen gegen Energiearmut waren energetische Sanierung, Heizungstauschprogramme, Gerätetauschaktionen und der Ausbau erneuerbarer Energien. Aktuell laufen intensive Abstimmungen zwischen den zuständigen Ministerien und der EU-Kommission über mögliche Inhalte des Plans.

Gemeinsamer Austausch und Workshops

Im offenen Forumsteil brachten die Teilnehmenden eigene Updates und Themen ein – etwa zu neuen Zuständigkeiten und Schwerpunkten aufgrund der Reorganisation auf Bundesebene, zur Weiterentwicklung von Energiearmutsindikatoren, zur Zukunft von Unterstützungen wie dem Wohnschirm Energie, dem VERBUND Stromhilfefonds und diversen Sanierungs-Förderungen wie Sauber Heizen für Alle, sowie zu Herausforderungen im Zusammenhang mit Heizkostenabrechnungen durch die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen.

In anschließenden Workshops wurden zwei Schwerpunkt-Themen vertieft:

  • Im Workshop Solidarische Energiegemeinschaften im städtischen Kontext wurden Herausforderungen sowie sozial-innovative Ansätze zur Einbindung armutsgefährdeter Haushalte und urbaner Akteure in Energiegemeinschaften diskutiert. Die Teilnehmenden erarbeiteten praxisnahe Ideen von Spendenmodellen bis zu Crowdfunding-Strategien und diskutierten die Dynamik zwischen Sozialtarif und solidarischen Energiegemeinschaften.
  • Der Workshop Qualitätsvolle Beratung für energiearme Haushalte fokussierte auf die Konzeption eines modularen Schulungskonzepts für Berater:innen vulnerabler Haushalte. Diskutiert wurden Zielgruppen, Zuständigkeiten, ethische Fragen sowie Inhalte und Umfang der geplanten Module – von Grundlagen der Energiearmut über Kommunikation bis hin zu rechtlichen Aspekten und praktischen Beratungsübungen. Ziel ist eine empathische, rechtssichere und vernetzte Beratungspraxis für vulnerable Haushalte.

Die vielfältige Expertise der Teilnehmenden und die erarbeiteten Ergebnisse fließen direkt in die laufenden Projekte ein.

Ausblick

Zum Abschluss unterstrich die kea den Netzwerkcharakter des Forums und rief dazu auf, die Plattform aktiv für Austausch, Zusammenarbeit und Mitgestaltung zu nutzen. Auch Themenwünsche und Vorschläge für künftige Treffen können gerne an die kea kommuniziert werden.

Das nächste Treffen des Interdisziplinären Forums findet am 2. Dezember 2025 online statt. Die Einladung dazu erfolgt zeitnah an alle Mitglieder.